Der Kunstunterricht an einer Realschule wird im 5., 7. und 9. Schuljahr mit je zwei Wochenstunden erteilt.
„Kunst“ ist in der Schule ein überwiegend praktisches Fach, das eigene künstlerische Tun steht im Vordergrund. Dabei geht es nicht nur um die später präsentierten Ergebnisse. Entscheidend sind die Schulung der Wahrnehmung und die gemachten Erfahrungen während des Entstehungsprozesses. Später erweitern die Schülerinnen und Schüler noch einmal ihren Blick durch Betrachten der Werke der Mitschülerinnen und Mitschüler. Sie werden selbst immer mehr zu mutigen Gestalterinnen und Gestaltern.
Zur Anregung der Fantasie werden zum jeweiligen Thema gerne Werkbeispiele von Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Am Ende der Arbeit folgen Erkenntnisse, z.B. wie unterschiedlich die einzelnen Schülerinnen und Schüler einer Klasse das gleiche inhaltliche Thema umgesetzt haben. Sie lernen wertfrei verschiedene Perspektiven einzunehmen und in der Vorstellung nachzuvollziehen.
Dabei kommt es weniger auf das Talent des / der Einzelnen an, oder darauf, eine künstlerische Laufbahn anzustreben. Die eigene Kreativität zu entfalten, Techniken und Materialien kennen und anwenden zu lernen, fördert zahlreiche allgemeine Kompetenzen.
Dabei ist das praktische Vorgehen zunächst mehr experimentierend, und erprobend, um einen eigenen Zugang zum Thema und der jeweiligen Technik zu finden. Es werden vorab Skizzen angefertigt, es wird nach genauem Hinsehen gezeichnet, es wird gemalt, collagiert und konstruiert.
Zu Beginn der Bearbeitung eines Themas werden gemeinsam klare Kriterien aufgestellt, die einen Vergleich und spätere nachvollziehbare Benotung ermöglichen.
Die entstandenen Werke der Schülerinnen und Schüler werden regelmäßig auch außerhalb der Schule präsentiert (beim Partner „Seniorenheim Mediana“, an der Hochschule Fulda in 2019 oder auch im Vonderaumuseum in 2020).
Kunst ist ein wichtiger Teil aller Kulturen. Künstlerinnen und Künstler verarbeiten ihre Eindrücke aus dem näheren und weiteren Umfeld und ihre persönliche Wahrnehmung von Wirklichkeit.
Die Schülerinnen und Schüler lernen im Kunstunterricht auch beispielhaft Werke sowie Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Epochen kennen, mit Schwerpunkt auf die (klassische) Moderne wegen des Bezugs zu ihrer eigenen Zeit.
In unserem Medienzeitalter ist jede(r) immer mehr Reizen und der Macht von Bildern, einer unübersichtlichen Informationsflut, sowie geschönten und manipulierten Darstellungen ausgesetzt.
Es wird immer wichtiger, beurteilen zu lernen, was real und was gemacht bzw. „Fake“ ist (z.B. Inhalte, die gezielt unsere Wahrnehmung und unser Urteil im Interesse von Jemandem in eine bestimmte Richtung beeinflussen sollen)!
In einer Welt, in der die Ereignisse, Probleme und die unterschiedlichen Meinungen zu großen gewaltreichen Konflikten führen, die mit immer extremeren Bildern und Worten in die Smartphones und Köpfe fluten, machen die Schülerinnen und Schüler im Fach Kunst die wertvolle Erfahrung, verschiedene Sichtweisen und Darstellungsmöglichkeiten als individuellen Weg zu sehen, deren verschiedene Ergebnisse gleichwertig nebeneinander stehen können.
Im Kunstunterricht wird nicht in Kategorien wie „gut“ und „schlecht“, „schön“ oder „hässlich“ über Werke gesprochen, sondern nur beurteilt, ob die eigenen Arbeiten, die vorab vereinbarten Punkte der Aufgabenstellung (Kriterien) beinhalten. Darüber hinaus wird die künstlerische Freiheit und der Respekt vor der persönlichen Sichtweise und den individuellen Möglichkeiten vermittelt und erlebt.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass in einem zeitgemäßen Kunstunterricht nicht nur gezeichnet und gemalt wird und verschiedene Techniken erprobt, sowie die Persönlichkeit gestärkt und Kreativität gefördert wird. Es passiert sehr viel mehr!
Die Schülerinnen und Schüler können lernen, gestaltete Bilder und Texte, die unseren Alltag inzwischen beherrschen, bewusst aufzunehmen. Sie erfahren praktisch, dass hinter Bildern und Texten Absichten und Botschaften stecken. Sie haben aber die Wahl, WIE sie diese begreifen und damit selbstbewusst arbeiten.
Die Basis für diese fachlichen und pädagogischen Ziele im Fach Kunst, ist ein besonders respektvoller und wertschätzender Umgang mit- und untereinander, auch in Bezug auf die Werke und Ausdrucksmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler.
Ein Motto könnte lauten
„Jeder Mensch ist ein Künstler“
und
„Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden.
Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“
(Joseph Beuys, Konzeptkünstler)
Impressionen aus dem Kunstunterricht
Impressionen aus dem Online-Kunst-Unterricht im Januar 2021
der Klassen 7a, 7b und 9d bei Frau Faust
Thema: “Drawn togehter”
Fachbereichsleitung: Frau Bláhová